Taylor Mali ist ein Phänomen. Inspiriert von seinem Beruf als amerikanischer High-School Teacher für Mathematik, Englisch und Geschichte, startete Mali eine Karriere als Poetry-Slammer und Humorist. Dabei vermittelt er vor allem eins: absoluten pädagogischen Pathos!

Sein Gedicht „What teachers make“ treibt jedem, der im Umfeld Schule tätig ist und den Lehrerberuf von der anderen Seite des Pults her kennt, einen feierlichen feuchten Schimmer in die Augen. Mali erinnert uns, eingekeilt zwischen mehreren Stapeln Klassenarbeiten, Förderplänen und Anträgen daran, warum das, was wir tun, so immens wichtig ist. Ich kann Mali nicht oft genug zuhören. Er macht Lehrer zu Helden des Alltags 🙂

Da die Aussage des Gedichtes mit einigen Bedeutungsfeinheiten der englischen Sprache spielt, die sich nicht direkt erschließen, habe ich es weiter unten ins Deutsche übertragen. Am Ende des Posts gibt es das original Video von einem Poetry Slam. Enjoy!




Über den Verdienst von Lehrern 

Er sagt, das Problem bei Lehrern ist:
Was soll ein Kind schon von jemandem lernen,
der entschieden hat, dass es die beste Wahl für sein Leben ist,
Lehrer zu werden?

Er erinnert die anderen Gäste der Dinner-Gesellschaft daran, dass es wahr ist,
was über Lehrer gesagt wird:
Die, die es können, tun es,
die, die es nicht können, lehren!

Ich entscheide mich, mir auf die Zunge zu beißen anstatt ihm
und widerstehe der Verlockung, die Gäste daran zu erinnern,
dass es auch wahr ist, was über Anwälte gesagt wird.
Denn immerhin essen wir ja, und hier betreiben wir höfliche Konversation.

Ich meine, du bist doch Lehrer, Taylor.
Sei ehrlich, wie hoch ist dein Verdienst?

Und ich wünschte, er hätte das nicht getan – mich zu bitten, ehrlich zu sein –
denn wisst ihr, ich habe da so einen Grundsatz bezüglich Ehrlichkeit und In-den-Arsch-treten:
Wenn du danach fragst, dann muss ich es dir auch geben.

Du fragst nach meinem Verdienst?
Ich lasse die Kinder härter arbeiten als sie jemals vermutet haben, dass sie es könnten.
Ich kann eine 3+ sich so anfühlen lassen wie das Bundesverdienstkreuz
und eine 1- wie eine Ohrfeige.
Du wagst es, meine Zeit mit etwas zu verschwenden,
was nicht deiner Bestleistung entspricht?
Ich lasse Kinder 40 Minuten lang mucksmäuschenstill in der Hausaufgabenbetreuung sitzen.
Nein, ihr dürft nicht in Gruppen arbeiten.
Nein, du darfst jetzt keine Frage stellen.
Warum ich dich nicht auf’s Klo lasse?
Weil dir langweilig ist!
Und du musst gar nicht wirklich auf’s Klo, nicht wahr?

Ich lasse Eltern vor Furcht erzittern wenn ich zu Hause anrufe:
Hallo. Hier spricht Mr. Mali. Ich hoffe, ich rufe nicht zu einem ungünstigen Zeitpunkt an.
Ich wollte ihnen von etwas berichten, das ihr Sohn heute gesagt hat.
Zum größten Tyrann der ganzen Stufe hat er gesagt:
„Lass den Jungen in Ruhe. Ich weine auch manchmal noch, du nicht?
Ist gar nicht schlimm.“
Und das war die edelste Heldentat, die ich je gesehen habe.
Ich lasse Eltern ihre Kinder als das sehen, was sie wirklich sind
und was sie sein können.

Du willst wissen, was mein Verdienst ist? Ich mache, dass Kinder sich wundern,
Ich mache, dass sie in Frage stellen.
Ich mache, dass sie kritisieren.
Ich mache, dass sie sich entschuldigen und es ernst meinen.
Ich lasse sie schreiben.
Ich lasse sie lesen, lesen, lesen.
Ich lasse sie buchstabieren definitely beautiful, definitely beautiful, definitely beautiful
wieder und wieder und immer wieder, bis sie nie wieder
eines dieser Worte falsch schreiben.
Ich lasse sie ihren ganzen Arbeitsgang in Mathematik demonstrieren
und in ihren Endfassungen in Englisch verstecken.
Ich mache, dass sie Folgendes verstehen: Wenn du dies hier oben hast,
dann folgst du dem hier drin,
und wenn irgendwer dich jemals daran messen will,
wie hoch dein Verdienst ist, dann gibst du ihm DEN hier.

Hier, lass es mich für dich runter brechen, damit du siehst, dass ich die Wahrheit sage:
Lehrer bewegen verdammt noch mal etwas! Und was ist mit dir?


(Zum englischen Text des Gedichtes geht es hier: What teachers make)