In meinen Coachings habe ich die Erfahrung gemacht, dass viele Lehrer, die kündigen möchten und nach Alternativen suchen, das Konzept der Selbstständigkeit langfristig als erstrebenswert erachten. Sei es als Ausgleich im Nebenberuf oder als vollumfängliche Tätigkeit. Bei diesem Blogartikel handelt es sich um eine Leseprobe aus meinem Buch Ausgelehrt. Ab morgen läuft die Schule ohne mich!


Selbstständigkeit als Alternative oder Ergänzung zum Lehrberuf. Eine gute Idee?

Auch ich habe diesen Weg eingeschlagen und kenne die Vorteile: In der Selbstständigkeit spielt man nach eigenen Regeln, benötigt keine bestimmte Eingangsqualifikation und man kann sich hier eine sinnstiftende Nische schaffen, um sein individuelles Potenzial voll zu entfalten. Auch besteht hier die Möglichkeit, sich von seinen Fächern zu lösen, Expertise aus dem Hobbybereich einzubringen, oder sogar beides zu verbinden. 

Gleichzeitig möchte ich jedoch davor warnen, Selbstständigkeit zu sehr zu romantisieren. Aus der Praxis weiß ich, dass sie auch oft als Notlösung eingeschlagen wird und das Bestreben nach Selbstverwirklichung dabei allenfalls die zweite Geige spielt. Wer eine Selbstständigkeit für sich in Betracht zieht, der muss sich jedoch darauf gefasst machen, sich über seine Kernkompetenzen hinaus gründlich mit Betriebswirtschaft und Marketing auseinanderzusetzen, um nicht vor die Wand zu fahren.


Die Herausforderung eine nachhaltig tragfähige Selbstständigkeit aufzubauen ist hoch, aber mit hoher intrisischer Motivation bewältigbar.

Schulaussteiger werden noch weitere Herausforderungen der Selbstständigkeit kennenlernen: Einzelkämpfertum, starke Schwankungen im Umsatz, immer hart am Gas sein, aktiv seine Persönlichkeit weiterentwickeln und immer wieder aus seiner Komfortzone austreten.

„Selbstständigkeit bedeutet, von einer Klippe zu springen und auf dem Weg nach unten ein Flugzeug zu bauen“, so habe ich es einmal formuliert gehört, und kann aus eigener Erfahrung beipflichten, dass sich das tatsächlich manchmal so anfühlt. Gleichzeitig habe ich noch nie mit einem solchen Gefühl von Selbstwirksamkeit, Sinnhaftigkeit, Lebendigkeit und Spaß gearbeitet. Ich ganz persönlich würde nicht mehr anders arbeiten wollen.


Wie geht man es nun aber sinnvoll an?

In der Zusammenarbeit mit meinem Mann Frank, der Gründer- und Businesscoach ist, kann ich glücklicherweise auf sein Know-How zurückgreifen und durfte von ihm viel dazu lernen. Gemeinsam coachen wir auch Lehrer aus meinem Klientenstamm, die Gründungsabsichten hegen.

Grundsätzlich gibt es zwei Wege für eine Gründung: die „kontrolliertere“ Variante über die nebenberufliche Selbstständigkeit, die dann möglicherweise später zur vollumfänglichen Tätigkeit ausgebaut wird, und die „Vollgasvariante“, also die Gründung ohne das Fallnetz einer nebenberuflichen Tätigkeit. Welche davon gewählt wird, hängt von individuellen Präferenzen ab. Grundsätzlich ist keine von beiden besser oder schlechter. 


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Vollgasvariante oder nebenberuflich mit Fallnetz?

Bei der nebenberuflichen Gründung hat man natürlich beliebig lange Zeit, um seine Strategie zu verfeinern, Know-How aufzubauen, erst einmal kleine Beträge zu verdienen etc. Doch für einige meiner Klienten kommt diese Variante alleine deswegen nicht in Frage, weil sie lieber jetzt als gleich aus dem Schulalltag aussteigen möchten. 

Eine Alternative kann es hier sein, nach einem Ausstieg eine sozialversicherungspflichtige Tätigkeit als Angestellter aufzunehmen, was wiederum auch einen Wechsel in die gesetzliche Krankenkasse ermöglicht, und sich auf dieser Basis nebenberuflich selbstständig zu machen.  Sollte man sich später vorwiegend oder vollumfänglich selbstständig machen, besteht dann auch die Option, sich freiwillig gesetzlich krankenversichern zu lassen. 

Die oben geschilderte „Vollgasvariante“, also gleich in die vollumfängliche Gründung zu gehen, muss jedoch nicht so risikoreich sein, wie sie zuerst einmal klingt. Weiter unten gehe ich noch auf die Möglichkeiten eines Gründerkredits z.B. bei der KFW ein, der finanziell überbrücken kann.


Nebenberufliche Selbstständigkeit ist für Beamte mit strengen Auflagen versehen.

Die nebenberufliche Selbstständigkeit wird Beamten nur in einem solchen Umfang gewährt, dass ihr Dienst in keiner Weise davon beeinträchtigt wird. Das jeweilige Landesbeamtengesetz deines Bundeslandes ist dafür eine gute Informationsquelle. Es lässt sich in der Regel ergoogeln. Man kann aber auch einfach die zuständige Bezirksregierung direkt befragen. 

Man muss sich also darauf gefasst machen, dass der bewilligte Stundenumfang und auch die Jahres-Höchstgewinn-Grenzen so niedrig angesetzt sind, dass man damit nicht ernsthaft ein zweites Standbein aufbauen kann. Verständlich, denn das Land will sich wohl kaum teure Beamte ans Bein binden, die bei geringem Diensteinsatz nur die Vorzüge der Verbeamtung mitnehmen, und sich nebenberuflich verausgaben möchten.

Auflagen hin oder her. Die nebenberufliche Selbstständigkeit kann ein sinnvoller Schritt sein, um einen Testballon zu starten, sich zu erproben und seinen Erfahrungsschatz und vor allem auch sein berufliches Selbstbewusstsein zu erweitern.


Ist die Selbstständigkeit nicht mit einem hohen Risiko verbunden?

Wenn du davon bislang keine Ahnung hast und kurzfristig etwas auf die Beine stellen willst: Ja, in dem Fall ist die Wahrscheinlichkeit zu scheitern hoch! Eine ganze Menge kann schief gehen und das tut es in der Regel auch, wenn man sich selbstständig macht. Das ist auch zunächst einmal nichts Schlimmes, sondern ganz natürlich.

Eine wichtige Sache, die ich aus meiner Selbstständigkeit gelernt habe: Die Stolpersteine KOMMEN, ganz egal, was du machst. Ob dein Unternehmen daran zugrunde geht, oder es überlebt und vielleicht sogar auf eine neue Ebene gehoben wird, dass hängt ganz davon ab, wie man auf diese Stolpersteine REAGIERT. Und kluges unternehmerisches Agieren und Reagieren lernt man durchs TUN, nicht durch jahrelange Planung von Eventualitäten am Reißbrett.


Iterationsschleifen sind ganz natürlich. Die Kunst ist, aus Fehlern die richtigen Schlüsse zu ziehen und bereit zu sein, nicht funktionierende Strategien zu verändern.

Der Prozess, eine Selbstständigkeit aufzubauen, ist also durch einen ständigen Kreislauf aus Handlung, Evaluation und Verbesserung geprägt und er kann nur mit höchster intrinsischer Motivation bewältigt werden. Zudem kommt es ganz drauf an, wie viel Geld du damit verdienen möchtest oder musst, wie schnell dies passieren soll. Dennoch ist der Schritt schaffbar! Es gibt zahlreiche Hilfestellungen, derer man sich bedienen kann und man wächst mit den Aufgaben.

Um abzuwägen, ob eine Selbstständigkeit realistisch sein kann, muss erst einmal das Pferd von hinten aufgezäumt werden: Wie viel brauchst du zum Leben? Mit welchem Minimum kommst du vorübergehend oder auch längerfristig aus? Wenn du hier eine Hausnummer weist, kannst du abschätzen, wie groß oder klein du ansetzen musst, um dies zu schaffen.


Gute erste Anlaufstellen:

  • ortsansässige Wirtschaftsförderungsgesellschaften
  • Einrichtungen wie das Startercenter
  • Existenzgründungsveranstaltungen der IHK
  • kostenlose Vorträge und Gründungsseminare (die obigen Stellen können über solche Veranstaltungen Auskunft geben)
  • Gründerberater
  • ggf. auch Steuerberater


Finanzielle Unterstützung für Unternehmen vor Gründung, nach Gründung und auch Unternehmen in Schwierigkeiten steht im Rahmen zahlreicher Fördertöpfe zur Verfügung. 

Außerdem willst du vielleicht recherchieren, welche Institutionen finanzielle Mittel bereitstellen, um deine Gründung zu fördern, und ob du für eine solche Förderung in Frage kommst. Wenn man sich aus ALGI heraus selbstständig macht, kann beispielsweise ein Gründungszuschuss vom Arbeitsamt interessant werden. Darauf haben jedoch nur wenige Lehrer Anspruch zumal man nach Kündigung der Verbeamtung keinen Arbeitslosengeldanspruch hat. (Voraussetzung hierfür: In den letzten 24 Monaten muss man 12 Monate am Stück einen sozialversicherungspflichtigen Beruf ausgeübt haben. Dem ist als verbeamteter Lehrer nicht der Fall.)


Eine wertvolle Unterstützung NACH der Gründung bietet das bundesweite BAFA Programm.

Doch es gibt auch viele andere Wege der Förderung – sowohl vor der Gründung vom jeweiligen Land, also auch in verschiedenen Entwicklungsstufen eines bestehenden Unternehmens vom Bund. Hier ist das bundesweite BAFA Programm zu nennen, doch es gibt noch weit mehr Förderprogramme, die sich teilweise auf spezifische Branchen beziehen.

Die Seite https://www.fuer-gruender.de bietet hierfür und für viele weitere Gründungsfragen einen guten Recherche-Startpunkt.

Ganz wichtig: Wenn man ein Vorgründungs-Förderprogramm in Anspruch nehmen möchte, sollte man diese Optionen natürlich abklopfen bevor man sich bei Finanz- oder Gewerbeamt anmeldet. Solche Förderprogramme werden von den individuellen Bundesländern und auch Förderbanken ausgeschrieben und sie umfassen in der Regel ein Beratungspaket bei einem dafür anerkannten Unternehmens- oder Gründerberater im Umfang einer bestimmten, feststehenden Summe. Diese schießt der Gründer aus eigenem Etat vor und bekommt einen Teil davon (oft die Hälfte, manchmal mehr) davon vom Land zurückerstattet. Das Beratungsprogramm wird in der Regel über den jeweiligen Unternehmensberater beantragt, kann also nicht selbst beantragt werden.


Auch Gründerkredite zu günstigen Konditionen können interessant sein. 

Unternehmensberatungen sind auch gute Anlaufstellen, um beispielsweise einen bankenfähigen Businessplan zu erstellen, den man benötigt, um einen KFW-Gründerkredit zu beantragen. Letzter kann bis zu fünf Jahre nach der Gründung gewährt werden. Speziell in NRW gibt es beispielsweise auch das NRW-Mikrodarlehen der NRW Bank. In anderen Bundesländern dürfte es ähnliche Möglichkeiten geben, es lohnt sich, bei deiner Hausbank für eine Beratung anzufragen. Bei der „Vollgasvariante“ der Gründung, also ohne begleitende Tätigkeit als Angestellter oder Beamter, können diese Darlehen ein wertvolles finanzielles Backup darstellen.


Voraussetzung für jede Art von öffentlicher Förderung: der Businessplan

Der Businessplan ist ein umfangreicher Plan über des Gründungsvorhaben, der sowohl verbal als auch in umfänglichen Zahlen eine Vorausschau des Gründungsvorhabens abbildet. Dieser schafft – sofern er mit ausreichenden Fachkenntnissen angefertigt wurde – schnell Transparenz darüber, was dein Geschäft in den nächsten drei Jahren einbringen muss, um tragfähig zu sein. Für jede Art der öffentlichen Förderungen muss ein solcher Plan bei den zuständigen Stellen (z.B. der Hausbank) vorgelegt werden. Im Internet lassen sich viele Businessplanvorlagen finden, die jedoch größtenteils nicht bankenvorlagefähig sind, sondern eher reine Spielerei, wenn nicht sogar Bauernfägerei.


Vorsicht bei kostenlosen Businessplanvorlagen aus dem Netz.

WENN man den Plan selbst in Angriff nehmen möchte, dann lohnt es sich eher, z. B. auf offizielle Vorlagen der IHK zurückzugreifen. Hier gilt: man braucht äußerst gutes betriebswirtschaftlichen Know-How, um die Vorlage sinnvoll auszufüllen. Alternativ sind Gründercoaches und Unternehmensberatungen die richtige Anlaufstelle. Diese können auch fachmännisch über mögliche Fördertöpfe beraten, den entsprechenden Antrag stellen, und im Rahmen der bewilligten Mitteln eine umfangreichere Beratung und Schulung unternehmerischen Know-Hows durchführen. 

Wenn du weitere Fragen zur nebenberuflichen Selbstständigkeit als Lehrer hast, du planst nach einem Ausstieg aus dem Lehrberuf ein „Patchwork-Modell“ zu fahren (Anstellung + nebenberufliche Selbstständigkeit), oder dich langfristig vollumfänglich Selbstständig machen möchtest, helfe ich zusammen mit meinem Partner, Gründungs- und Businesscoach Frank Probst gerne weiter.