Es ist die erschreckende Wahrheit: Berufsübergreifend sind zu viele Lehrer im Burnout. Laut einer Statistik der AOK hat die Berufsgruppe der Sozialpädagogen die meisten Fehltage auf Grund von Burnout. Sie alle suchen einen Weg aus ihrer misslichen Lage. Die jahrelange Zusammenarbeit mit Lehrkräften hat uns gezeigt, dass die akute Burnouterkrankung ein schlechter Ratgeber für elementare und lebensverändernde Entscheidungen ist. Dieser Blogartikel soll dir also helfen, die richtige Entscheidung für dich zu treffen!
Lieber hören statt lesen? Höre diesen Artikel bequem als Podcast:
Diagnose "Lehrer im Burnout" - Habe ich eine akute Burnout-Erkrankung?
Wichtig zu wissen: Burnout war bis vor Kurzem noch gar nicht in der internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aufgelistet. Erst seit der im Januar 2022 in Kraft getretenen 11. Version, dem ICD-11, finden wir Burnout hier offiziell als für sich stehende Diagnose klassifiziert. Zuvor fiel Burnout lediglich unter die Kategorie „Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung“.
Was führt bei Lehrern zu Burnout?
Bei unseren Kund*innen beobachten wir immer wieder: In der Regel entsteht ein Burnout metaphorisch gesprochen aus einer schlechten Passung von Bild (innerer Persönlichkeit) und Rahmen (Beruf/Arbeitsstelle). In der gesamten Historie der Betrachtung des Syndroms fällt immer wieder auf, dass die Krankheit in Rahmen (Berufen) entsteht, die die folgenden drei Kriterien erfüllen:
- ein hohes Maß an Idealismus
- ständiges Arbeiten an der Belastungsgrenze
- wenig Anerkennung
Wie erkenne ich, ob ich als Lehrer im Burnout bin?
Nach dem ICD-11 ist Burnout nun als die Folge von chronischem Stress am Arbeitsplatz, der nicht erfolgreich bewältigt wurde definiert. Dieser nicht erfolgreich bewältigte Stress am Arbeitsplatz hat Gefühle der Energieerschöpfung und der seelischen Erschöpfung zur Folge. Dieses Erschöpfungssyndrom ist gar nicht so leicht von der Depression zu unterscheiden, da die beiden Krankheitsbilder sich eine große gemeinsame Schnittmenge teilen.
Typische Symptome für Lehrer im Burnout:
- „Mir wächst alles über den Kopf!“
- Verlangen nach Ruhephasen
- Unfähigkeit in Ruhephasen Erholung zu finden
- man kommt nicht in den Schlaf
- man kann nicht abschalten
- akuter Leistungsabfall
- vertraute Arbeitsabläufe fallen schwer (Fehler schleichen sich ein)
- psychosomatische Beschwerden (von Magendarm über chronische Kopfschmerzen/Schwindel bis Tinnitus)
Ist die Wiedereingliederung eine trügerische Aussicht für Lehrer im Burnout?
In unserem beruflichen Neuorientierungscoaching für Lehrer sehen wir: Die Wiedereinliederung ist meistens keine nachhaltige Erfolgsaussicht für Lehrer im Burnout. Denn die Burnout-Erkrankung wird leider viel zu häufig linear verstanden: „Wenn ich die Krankheit überstanden habe, dann kann ich mit meinem Arbeitgeber die Bedingungen aushandeln, unter denen ich in Zukunft nachhaltig gesundet in den Beruf zurückkehren kann.“
Obwohl tatsächlich sogenannte BEM-Gespräche geführt werden (Betriebliches Eingliederungsmanagement), entsteht der Eindruck, dass die Wiedereingliederung womöglich nicht ausschließlich den Zweck verfolgen könnte, dich langfristig gesund zu halten. Böse Zungen würden behaupten, dass die Wiedereingliederung von Lehrern mit Burnout-Vergangenheit vor allem einem wirtschaftlichen Interesse folgen. Man könnte meinen, bei der Wiedereingliederung gehe es zu förderst darum, Lehrkräfte wieder möglichst schnell einsatzbereit zu machen.
Häufig wird nicht untersucht, ob hier vielleicht der berufliche Rahmen nicht passt oder was sich grundsätzlich am Beruf (oder an deiner Haltung dazu) ändern kann, damit du in diesem Beruf langfristig gesund bleiben kannst. Auf die individuelle Lehrerpersönlichkeit soll und kann auch überhaupt keine Rücksicht bei der Wiedereingliederung genommen werden. Vermehrt machen Lehrkräfte stattdessen die Erfahrung, dass lediglich mit Workload herumjongliert wird.
Es kommt wie es kommen muss! In unseren kostenlosen Erstgesprächen berichten uns Lehrkräfte leider zu häufig: „Nach der Wiedereingliederung = vor der Berufsunfähigkeit.“ Aus diesem Grund suchten bereits so viele Lehrkräfte bei uns Abhilfe in einem Jobcoaching. Doch ist ein Jobcoaching als Lehrer im Burnout wirklich das Mittel der Wahl?
Jobcoaching und Burnout - passt das?
In diesem Artikel war häufiger von akutem Burnout die Rede. Es gibt eine Phase (meistens ist dies auch die Phase der frischen Diagnose), in der die Burnout-Symptome geballt und in äußerst verstärkter Form auftreten. Personen im akuten Burnout erfahren eine Handlungsunfähigkeit in Form einer Ohmacht.
Coaching ist per Definition allerdings die Hilfe zur Selbsthilfe. Anweisungen, Methoden und Fragestellungen der oder des Coaches helfen dem oder der Coachee an sich selbst und an Zielen zu arbeiten. Im Mittelpunkt dieser Arbeit steht die Handlungsfähigkeit des Coachees. In jedem Coachingprogramm muss der/die Coachee stets in der Position sein, in die Umsetzung kommen zu können. Coaching setzt also die psychische Gesundheit voraus, da Coach und Coachee eine Vereinbarung treffen, in der der/die Coachee seine/ihre Selbstverantwortung anerkennen muss. Coachees müssen diesem Credo zustimmen:
>>>“Ich bin verantwortlich für mein Handeln, ich bin verantwortlich für die Erreichung meiner Ziele und für die Bewältigung meiner Probleme.“<<<
Wann können Lehrer im Burnout dennoch ein Jobcoaching wahrnehmen?
Für die Handlungsfähigkeit und die Selbstverantwortung des/der Coachee ist die psychische Gesundheit Voraussetzung, weshalb ein Jobcoaching in dieser Situation nicht nur nicht helfen kann, sondern sogar kontraproduktiv sein kann. Bei akutem Burnout gibt es für Lehrkräfte und alle anderen Berufsgruppen also nur ein Mittel: die stationäre bzw. ambulante therapeutische Behandlung und Begleitung.
Es gibt lediglich zwei Ausnahmefälle in denen Lehrer im Burnout dennoch ein Jobcoaching in Anspruch nehmen können:
Fall 1: In Absprache mit dem/der zuständigen Therapeut*in, wird ein Jobcoaching für sinnvoll erachtet. Therapeut*in und Coach entscheiden im Einzelfall, dass Coaching und Therapie sich sinnvoll ergänzen können. Wir hatten hier sogar ein erfolgreiches Beispiel einer Kundin, die aus der stationären Behandlung in der Klinik, bereits an ersten Themen des Schulfrei Programms erfolgreich arbeitete. Aber nochmal: Rücksprache und Einverständnis der behandelnden Person, sind hierfür unabdingbar.
Fall 2: Du hast die akute Phase überstanden und nimmst verstärkt wieder deine Handlungsfähigkeit wahr. Du spürst, dass es zwar zu früh ist, um die Arbeit an der Schule wieder aufzunehmen, aber dass du wirksam genug sein kannst, um die Arbeit an deinen Wünschen und Zielen für eine langfristige berufliche Veränderung zu beginnen. Im Idealfall holst du dir auch bei diesem Gefühl bei deiner Therapeutin oder deinem Therapheuten eine Rückversicherung.
Wenn du dich mit einem der beiden Fälle identifizieren kannst, dann nehme gerne Kontakt mit uns auf. In einer kostenfreien Erstberatung können wir herausfinden, ob du bereit bist, mit uns zusammen deine Mission Jobglück zu starten.
In diesem Sinne wünscht dir dein Team Probst frohe Weihnachten und besinnliche Feiertage. Genieß deine freie Zeit mit deinen Nächsten 🙃 🎄 !