Heute möchte ich dir von einem der größten Mindsetshifts berichten, die meine Klienten beim Berufswechsel als Lehrer vollbringen müssen: Sich aktiv mit ihrem Marktwert auseinandersetzen, und diesen Wert einfordern lernen .

Die aktive Auseinandersetzung mit Geld, Gehältern außerhalb der Schule und Honoraren als Selbstständiger ist tatsächlich eine überraschend krasse Erfahrung. Die allermeisten Lehrer machen sich erst bei einem bevorstehenden Berufswechsel bewusst, welchen Geldwert ihre Arbeit außerhalb des Beamtensystems hat.


Beim Berufswechsel als Lehrer beschäftigt man sich erstmalig mit seinem Marktwert – eine ungewohnte Erfahrung!

Warum ist das so krass?  Ganz einfach, weil man noch nie damit konfrontiert war, seiner Leistung ein Preisschild aufzudrücken, Und das gilt sowohl für den Schritt in die Selbständigkeit, als auch für den Schritt ins Angestellten da sein, wo man seine Gehaltsvorstellungen schon in der Bewerbung ja ganz klar vorab formulieren muss.

Bei dieser Herausforderung holen einen gnadenlos alle Glaubenssätze ein, die man direkt oder indirekt mit der Muttermilch aufgesogen hat, oder in die man durch die Lehrerausbildung und die Lehrerzimmer Attitüde hinein sozialisiert wurde.


Diese Glaubenssätze holen Lehrer beim Berufswechsel gnadenlos ein:

Z.B.:

  • Ich bin nichts wert.
  • Ich kann nichts von Wert.
  • Wer will mich denn schon?
  • Früher oder später werden sie merken, dass ich gar nichts auf dem Kasten habe.
  • Über Geld reden ist schmutzig.
  • Geld verdienen WOLLEN ist schmutzig.
  • Geld für seine Leistungen verlangen ist unmoralisch.
  • Angemessene Summen für seine Leistungen verlangen ist selbstverliebt.
  • Ich muss anderen etwas vormachen, damit sie nicht merken, dass ich nichts zu bieten habe.
  • Leistung gegen Geld eintauschen ist kapitalistisch und schickt sich nicht.
  • und so weiter und so weiter.


Erkennst du dich hier wieder? Merkst du die sich bei dir innerlich alles zusammenzieht wenn du daran denkst, Geld für deine Leistung explizit einfordern zu müssen?


berufswechsel lehrer glaubenssätze
Beim Berufswechsel als Lehrer holen uns die Glaubenssätze undserer Kindheit ein.


„Oh Gott, jetzt muss ich mich verkaufen!“ Ein gnadenloses Feedback über deinen Selbstwert.

Das kommt nicht von ungefähr. Ich beobachte das tatsächlich bei fast jedem meiner Klienten und das war auch für mich ein riesiges Thema auf dem Weg raus aus der Schule und dem Aufbau meiner heutigen Tätigkeit. Oh, Gott, jetzt muss man etwas verkaufen!! Seine Leistung und Sich. Das ist so ein gnadenloses Feedback darüber, ob andere für den Wert deiner Arbeit zahlen, wollen, oder eben nicht.

Das war auch für mich anfangs der blanke Horror! Vielleicht weißt du, dass ich nach meinem Berufswechsel als Lehrer in die freie Musikschule meines Mannes eingestiegen bin, wo wir gemeinsam ein Team aus knapp 20 angestellten Lehrerkräften und 300 zahlenden Privatschülern geleitet haben. Wie habe ich mir anfangs ins Hemd geschissen (sorry), wenn ich einem Neukunden einen Monatsvertrag für 79 € verkaufen musste.

Dabei habe ich ja nicht Kühlschränke an Eskimos verkauft, sondern das Gegenüber hatte ja sogar BOCK dadrauf, das zu kaufen. Aber ich hatte vor jedem Kundengespräch Schweißausbrüche. Das zu überwinden war echt ein steiniger Weg für mich.


Start ins Musikschuljahr 2015 nach meiner Kündigung als Lehrerin: Hier lernte ich erstmalig was es heißt, seine Arbeit an Kunden zu verkaufen. Eine harte Lernerfahrung!


Beamtenbezüge treffen mit höchster Selbstverständlichkeit ein, daher muss man über den Gegenwert seiner Arbeit wenig nachdenken.

Im öffentlichen Dienst orientiert sich ja alles an Besoldungstabellen, da gibt es keinerlei Spielraum für Gehaltsverhandlungen und auch Leistung wird ja nicht eins zu eins durch mehr Gehalt entlohnt. Darum ist man als Beamter, aber auch als Tarifvertragler im öffentlichen Dienst sozusagen komplett entfremdet vom Wert seiner Leistung.

Es ist einfach eine Selbstverständlichkeit, dass am Anfang des Monats Summe X eintrifft. Ob man sich dafür viel rein hängt oder wenig rein hängt das ist erst einmal nicht relevant. Und das treibt natürlich gewisse Knospen. Gar nicht mal in Form von schlechter Arbeit, sondern einfach in einem Selbstverständlichkeit Gefühl, dass man einen Anspruch auf Bezahlung hat, weil man arbeitet und eine gewisse Ausbildung absolviert hat.

Viele Lehrer haben einen absolut selbstverständlichen Versorgungsanspruch und empfinden es als Unverschämtheit, im Rahmen dessen auch Dinge tun zu müssen auf die sie grundsätzlich erstmal keine Lust haben.


Wenige wissen: Die A13 Berufsanfänger-Bezüge entsprechen in der freien Wirtschaft dem Gehalt einer mittleren Führungskraft.

Da ist es immer ganz heilsam, sich vor Augen zu halten, das z.b. ein A 13 Berufseinsteiger Nettogehalt in der freien Wirtschaft einen Jahresbruttoeinkommen von etwa 65000 € entspricht. Das ist das Gehalt einer mittleren Führungskraft MIT akademischen Abschluss, vielen Jahr Berufserfahrung und Teamverantwortung. 

Bis ein Selbstständiger Gewinne (also nicht Umsätze, sondern das was unterm Strich bleibt) in der Höhe erzielt, dass es an ein A13 Gehalt heranreicht, muss er viele Jahre sein Business aufgebaut haben und viele risikoreiche Investitionen tätigen – ohne gesetzliche Urlaubstage, ohne Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, dafür aber mit vierstelligen Versicherungsbeiträgen…

Solche Vergleiche sind im Lehrerzimmer unschick, denn damit fühlt man sich ja durchaus auf den Schlips getreten. Der Lehrberuf IST ja auch ein sehr komplexer, herausfordernder und belastender Beruf und man KANN seine Wertigkeit nicht auf einen Eurobetrag reduzieren. Vollkommen klar!


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Überspitzt: Als Beamter ist man vom Geldwert seiner Arbeit so entfremdet wie ein Fleischkonsument vom Schlachthaus.

Aber zurück zum Punkt: Als Lehrer ist man überhaupt nicht gewohnt, seine Leistung in Relation zu einer Geldsumme und einem Marktwert zu hinterfragen. Denn man hat ja sozusagen einen Zwischenhändler. Nämlich das Land. Und Schule ist ja auch keine freiwillige Veranstaltung, in der Kunden sich abwenden, wenn sie unzufrieden sind. Das Ganze läuft eben sehr indirekt und heraus kommt eine gleichbleibend hohe Alimentation, die von wirtschaftlichen Mechanismen unabhängig ist.

Man ist vom Geldwert seiner Arbeit als Beamter ungefähr so entfremdet, wie ein Käufer einer leckeren Salami vom Schlachtprozess. Abgepacktes Fleisch – da denkt man wenig daran, dass das vor einigen Tagen noch lebte, und wie die Tötung genau abgelaufen ist. Man muss ehrlicherweise sagen, dass es auch im Geldwertverständnis vieler Lehrkräfte eine gewisse Hybris gibt. Zum einen erhält man eine sichere Besoldung, zum anderen ist man abgestoßen davon, wenn man in der freien Wirtschaft seiner Leistung ein Preisschild anhängen muss.


Lehrer haben nicht selten eine „für umme“ Mentalität – weil sie sich schlecht in den Existenzkampf von Selbstständigen hineinversetzen können.

Und an dieser Stelle möchte ich dir kurz einen Podcast empfehlen, von dem ich in den letzten  Wochen besonders positiv beeindruckt war, weil er zu diesem Thema sehr viele wertvolle Denkanstöße bietet: “Nix für Umme” von Oliver Uschmann, Dominik Buch und Professor Marcus S. Kleiner. (“Für Umme” bedeutet übrigens für Umsonst – falls dir diese regionale Redewendung nicht so geläufig ist.)

Und gerade in Zeiten von Corona finde ich es so wichtig, dass dieser Podcast das Licht der Welt erblickt hat. Hier geht es nämlich um die Für-Umme-Mentalität gegenüber der Leistung von Kunst und Kulturschaffenden. Also dieses “mach doch mal bitte umsonst, du kannst das doch”.

Einem Tischler würde man ja auch nicht sagen, mach mir doch mal umsonst einen Einbauschrank, du kannst das doch. Gegenüber Künstlern ist das aber wahnsinnig verbreitet. Und dieser Podcast, für den ich hier unbezahlte Werbung mache, hat mir auch ganz große Parallelen zur Lehrerschaft aufgezeigt.


Lehrer durch die Wirtschaftsbrille:

Mit Oliver Uschmann, mit dem ich nach seinem Cicero-Interview mit mir in persönlichem Kontakt bin, habe ich kürzlich per Sprachnachricht darüber philosophiert, worin eigentlich die Schittmenge zu Kunst- und Kulturschaffenden und Lehrkräften liegt. Erst mal keine – aber auf den zweiten Blick dann doch.

Dazu hat mir kürzlich jemand die Augen geöffnet. Ich habe nämlich von einem befreundeten Schulleiter einen – wie ich finde – sehr treffenden Vergleich gehört, der mir viel Food for Thought gegeben hat.

Dazu muss ich sagen: Dieser Schulleiter ist Quereinsteiger und war vorher viele Jahre als Diplomphysiker auf Leitungsstellen in der freien Wirtschaft tätig. heute leitet er mit Freude ein Gymnasium, hat durch seine Berufsbiographie aber natürlich auch eine gewisse Sicht auf die Dinge und auf bestimmte Haltungen in seinem Kollegium.


Lehrer verstehen sich auf Unterrichtskunst. Nicht aber auf’s Verkaufen ihrer Kunst.



„Lehrer werden zu Künstlern erzogen, die noch nie ein Bild verkaufen mussten.“

Dieser Schulleiter sagte kürzlich zu mir:

“Weißt du Isabell, das Problem ist, Lehrer werden zu Künstlern erzogen. Und zwar Künstler, die noch nie ein Bild verkaufen mussten. Der Aufschrei ist immer dann groß, wenn Lehrer als Dienstleister bezeichnet werden. Dabei sind sie genau das. Ihre Kunden sind zum einen die Schüler (die wissen es nur noch nicht und wollen das auch nur bedingt – letztlich erweist man ihnen damit aber einen lebenslang wertvollen Dienst, dass man sie bildet), zweitens die Eltern und letztens die Gesellschaft. Stattdessen werden Lehrer ausgebildet in der Haltung eines Künstlers, der schlichtweg eine Daseinsberechtigung und Versorgungsberechtigung hat weil er etwas schafft.”

Das hat mir sehr viel zum Nachdenken gegeben. Ich weiß nicht, ob du da zustimmst, aber ich finde nach anfänglichen Widerständen – da ist was wahres dran.


Lehrer müssen unabhängig vom Berufswechsel lernen, sich als Dienstleister zu verstehen.

Ich glaube, dass viel gewonnen wäre, wenn sich Lehrer mehr als Dienstleister begreifen, den Wert ihrer Arbeit und Expertise explizit kennen und beziffern können.

Und das hat sich jetzt auch als ganz interessanter Nebeneffekt in meinem Kursfinder Gruppen herausgestellt. Hier haben die Teilnehmer über 4 Monate erkundet, was sie eigentlich können, welche alternativen Berufe in der freien Wirtschaft für Sie in Frage kommen, wie sie sich so darauf bewerben, dass ihr Mehrwert für die Firma klar wird, und welches Jahresbruttogehalt sie dafür realistischerweise einfordern können.

Viele Kursfinder haben im Rahmen unserer Gruppe bereits erfolgreiche Bewerbungen geschrieben und wurden zu Vorstellungsgesprächen über mehrere Runden eingeladen – das ist jetzt gerade ein Cliffhanger, was daraus wird, weil die Auswahlverfahren noch nicht abgeschlossen sind.


Die Kursfinder aus meinem Gruppencoaching sind selbstbewusster geworden.

Aber diese Kursfinder – ganz unabhängig davon ob sie jetzt auch neuen Stellen genommen werden oder nicht – schildern schon jetzt, dass sie in der Schule viel selbstbewusster sind Punkt dass sie viel öfter nein sagen. Dass sie z.b. auch ein Fachvorsitz, der ihnen als schwarzer Peter aufgeschwatzt wurde jetzt wieder abgeben – ohne Angst, welches Licht das auf sie wirft. So sehe ich schon jetzt, das ein deutlicher Nebeneffekt davon,  sich mit seinem Können und dessen Wertigkeit aktiv auseinanderzusetzen, darin besteht, dass man sich auch in der Schule nicht mehr unter Wert verkauft.


Bye Bye, Fachvorsitz! Wer seine Möglichkeiten außerhalb der Schule kennt, muss drinnen nicht zu allem JA und AHMEN sagen.



Du willst auch lernen, dich als Lehrer beim Berufswechsel nicht unter Wert zu verkaufen?

Bei dem Wort Personenmarke werden jetzt auch all die hellhörig, die sich selbständig machen wollen, denn Personal Branding ist hier ja auch in aller Munde.  Mit seinem Namen für etwas stehen, das einen bestimmten Preis hat, das erfordert vollkommene Klarheit über den eigenen Wert. Und daran ist überhaupt nichts verkehrt, oder selbstverliebt, oder unmoralisch. Im Gegenteil, das ist vollkommen gesund und auch der einzige Weg wie du dich außerhalb der Schule nicht ARM arbeitest. 

Wenn du das auch lernen willst, deinen eigenen Wert zu erkennen und den in einer Selbständigkeit oder aber auch auf dem freien Arbeitsmarkt zu trensferieren, dann solltest du dir meine Teacherpreneur und Kursfinder Gruppen einmal genauer anschauen, der neue Turnus für beide Formate beginnt nämlich im März und die Anmeldephase liegt im Februar.

So lernst du, deinen Wert zu beziffern:

Zum Abschluss möchte ich dir noch ein paar Tipps dazu geben, wie du beim Berufswechsel als Lehrer eigentlich lernst, deinen Wert zu beziffern:

Ein Ganz wichtiger Schritt dazu ist es, mit Leuten über ihre Gehälter zu sprechen, also genau das Thema über das man eben nicht spricht.

Du musst ja jetzt auch nicht mit IRGENDWEM anfangen, vielleicht fragst du einfach mal deine besten Freunde, oder auch deine Geschwister, was die eigentlich so verdienen und was dafür auch von ihnen erwartet wird. Welche Risiken müssen diese Personen hinnehmen, z.B. die der Befristung? Wie wird aber auch damit umgegangen, wenn über die vereinbarte Leistung hinaus abgeliefert werden muss. Also wie werden z.b. Überstunden entlohnt?

Kleiner Spoiler: in der freien Wirtschaft werden Überstunden meistens sogar besser bezahlt als eine normale Durchschnittsstunde, im Lehrberuf werden Überstunden, sofern sie denn überhaupt irgendwo auf dem Papier stehen, schlechter bezahlt als eine Durchschnittsstunde – was eine ziemliche Unverschämtheit ist, wenn du mich fragst.

Da werden dich ganz viele Erkenntnisse erwarten, die du so noch nicht hattest wenn du beginnst mit Leuten außerhalb des öffentlichen Dienstes über Gehälter und Gehaltsentwicklungen zu sprechen. 


Welche deiner Kenntnisse und Fähigkeiten sind übersetzbar auf den freien Markt?

Außerdem ist es als Lehrer sehr hilfreich – auch ohne geplanten Berufswechsel –  einmal durchzuspielen, welche deiner Kenntnisse und Fähigkeiten eigentlich übersetzbar sind in den freien Arbeitsmarkt, also z. B. im Rahmen deiner Studienfächer oder auch deine pädagogische, didaktische und methodische Expertise.

Wenn wir jetzt mal das Beispiel eines Geisteswissenschaftlers in der freien Wirtschaft nehmen: Die landen nicht von ungefähr oft im Marketing, im Kundenservicebereich, im redaktionellen Bereich, oder neuerdings auch in der extrem wachsenden Sparte E-Learning. Schau dir dort mal die Gehälter an. 


Du wirst dich als Lehrer auch ohne Berufswechsel weniger angewiesen fühlen auf Schule und dir weniger bieten lassen.

Du wirst sehen, dass das etwas mit deiner Selbstwahrnehmung als Lehrkraft macht. Du wirst dich nämlich weniger angewiesen fühlen, das zu glauben und zu schlucken, was dir aufgetischt wird. Du wirst unbequemer werden und deinen Wert besser einfordern und lernen Grenzen zu ziehen. Und das – ganz egal ob es dich aus dem Lehrberuf raus zieht, oder nicht – das wäre doch schon ein super Gewinn, oder?


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