Du zählst „Freiheit“ zu deinen Werten? Teilhabe und das offene Ansprechen von Missständen – und zwar ohne dadurch negative Folgen für deine berufliche Zukunft erwarten zu müssen – sind für dich unverzichtbar? Ja? Dann erwartet dich in diesem Artikel sicherlich der größte Nachteil der Verbeamtung als Lehrer. Solltest du vor der Verbeamtung stehen, dann dient der Artikel deiner Entscheidungsfindung. Du bist schon verbeamtet und möchtest wissen, wie du mit diesem Nachteil umgehen kannst? Auch das erfährst du hier!
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Alan Posener und das Duckmäusertum
In sehr passende Worte gefasst hat es der Ex-Studiendirektor und freie Autor Alan Posener in der ZEIT. „Das Beamtentum erzieht zum Duckmäusertum“ titelte da ein grandios schmerzhafter Artikel. In diesem Artikel kritisiert der Autor vor allem den fehlenden Rebellengeist unter Lehrkräften und geht folgender Frage nach:
Warum implodiert gerade gefühlt die gesamte Lehrerschaft Deutschlands unter ihren Bürden und es gibt kaum Lehrkräfte, die öffentlich das wahnsinnige Ausmaß der Missstände in aller Deutlichkeit anprangern?
In einem Gedankenexperiment gibt Posener eine deutliche Antwort auf diese Frage: Die Verbeamtung als letztes Lockmittel für einen strukturell weitestgehend unattraktiv gewordenen Beruf ist schuld.
Das grundlegende Problem der Verbeamtung
Auf der einen Seite kann man sagen, dass mit der Verbeamtung ein gewisses Pflichtgefühl erwächst. Natürlich liegt dieses Pflichtgefühl auch in der Berufung an sich begründet: Wer den Lehrberuf schleifen lässt, der muss auch damit leben seiner Verantwortung gegenüber Kindern und Jugendlichen nicht nachzukommen.
Das führt letztendlich dazu, dass Lehrkräfte, die emotional bereits auf Abstand zu ihrem Beruf gegangen sind, dennoch gewissenhaft ihrer Arbeit und ihren beruflichen Pflichten nachkommen.
Andererseits lässt sich beobachten, dass viele Lehrkräfte nur deshalb im Beruf verbleiben, weil ein Ausstieg finanziell zu schmerzhaft wäre. Die Verbeamtung bindet also reformwillige Lehrkräfte an ein Schulsystem, die dort gar nicht sein wollen. Wie soll man denn erwarten, dass hier keine Schieflage entsteht?
Diese Schieflage ist nicht bloß eine These, sondern sie wird statistisch durch den überdurchschnittlich hohen Anteil an Langzeiterkrankten und Frühpensionären real. Hohe Quoten an Teilzeitanträgen, Versetzungsanträgen und Überlastungsanzeigen machen deutlich: Lehrkräfte können ohne brutale finanzielle Folgen nur innerhalb des Schulsystems Abstand von der krankmachenden Arbeit gewinnen.
Hierarchiegefälle und Angstkultur: Der größte Nachteil der Verbeamtung als Lehrer!
Das „Angekettet-Sein“ an den Beruf erschafft nämlich ein Hierarchiegefälle. Dadurch, dass berufliche Alternativen finanziell unattraktiv erscheinen, tritt ein viel zu mächtiger Dienstherr auf den Plan, der sich der Treue seiner Schäfchen sicher sein kann.
Egal, was ich mit meiner Karriere tun möchte, ob ich mich vertikal (z.B. Abordnungen an Seminare, Beförderungen, A13-, A14- oder A15-Stellen) oder ob ich mich horizontal verändern möchte (z.B. einen Schul- oder Bundeslandwechsel), ich bin immer abhängig von dem Einverständnis und dem Urteil von Vorgesetzten.
Das bringt Lehrkräfte in die Position eines Bittstellers. Ein Beispiel:
Angenommen du stellst eine Überlastungsanzeige, weil die Zustände an deiner Schule untragbar geworden sind. Aufgrund dieser Zustände bemerkst du Symptome der Überlastung. Über den Dienstweg und Gespräche mit der Schulleitung konntest du nichts erreichen.
Dir bleibt nur ein Ausweg. Jahre später möchtest du eine Nebentätigkeit einreichen, um endlich berufliche Erfüllung zu finden. Jedoch verwehrt die zuständige Behörde den Antrag auf Nebentätigkeit mit der Begründung: „Sie haben doch Überlastung angezeigt und jetzt wollen Sie mehr arbeiten? Sie werden doch wohl verstehen, dass wir das nicht genehmigen können.“
Welche Auswirkungen hat die Verbeamtung auf die Psyche?
Solche Beispiele sind keineswegs aus der Luft gegriffen. Hunderte unserer Kunden machen vergleichbare Erfahrungen und jede Lehrkraft kennt zumindest eine/n Beamt*in, der/die ähnliche Erfahrungen gemacht hat. In diesem Artikel sprechen wir allerdings von dem größten Nachteil der Verbeamtung als Lehrer: Der Auswirkung der Verbeamtung auf die Psyche.
Die Folge:Der hohe Grad der Fremdbestimmung schafft ein Setting, innerhalb dessen man sich genau überlegen muss, was man laut ausspricht, um sich für zukünftige Weichen die Gunst des Vorgesetzten zu sichern. Dieses Setting ist ein Setting der Angst. Diese Angst wird durch die drückende Hierarchie des Systems irrational gesteigert, was sogar soweit führt, dass einige unserer Kunden sogar Angst davor haben, sich im Prozess des Coachings ein öffentliches LinkedIn-Profil zu erstellen, da sie unangenehme Gespräche mit dem Vorgesetzten fürchten.
Die Angst schleicht sich sehr toxisch durch die Hintertür in dein eigenes Selbstwirksamkeitsempfinden ein. Das passiert nicht von heute auf morgen, sondern oft erst nach einigen Jahren. Deshalb kann dieses Einschleichen als der größte Nachteil der Verbeamtung betrachtet werden. Vielleicht entdeckst du dich hier wieder:
- Du hast das Gefühl nicht frei von der Seele sprechen zu können.
- Du hast Angst deine Gesundheit, deine Freizeit oder deine Familie vor den beruflichen Pflichten zu priorisieren.
- Du hast das Gefühl an dieser Situation einfach nichts ändern zu können.
Raus aus der Angst = raus aus der Verbeamtung?
Muss ich also, um diesen Nachteil der Verbeamtung zu meiden, raus aus dem System? Nein musst du natürlich nicht! Mit den Lehrkräften aus unserem Schulfrei Programm machen wir die Erfahrung, dass bereits das Kennenlernen von Optionen das Gefühl der Selbstwirksamkeit enorm steigert und die Angst lindert. Doch was heißt das konkret?
Lerne dich und deine Stärken kennen und wie du diese in anderen Berufen einsetzen könntest. Entwerfe Pläne und Ideen über alternative Berufswege, die für dich zu einem echten „Plan B“ werden könnten. Denn mit einem solchen Plan in der Tasche und der Gewissheit, dass du das Schulsystem auch verlassen könntest, löst du die Hierarchie auf. Kläre offenen Fragen nach deiner Altersvorsorge und Altersgeld in deinem Bundesland.
Unseren Kunden fällt der Schulalltag erheblich leichter, sobald sie lukrative Alternativen für sich gefunden haben. Sie haben eine lautere Stimme und gehen angstfrei durch die Schule.
– > Investiere also in dich selbst und recherchiere nach Alternativen für dich.
Solltest du dabei professionelle Hilfe benötigen und einige handfeste Methoden und Trainings für die berufliche Neuorientierung zur Zeitersparnis erhalten wollen, dann zögere nicht und kontaktiere uns gerne für eine kostenfreie Beratung, in der wir mit dir gemeinsam deine erste Strategie für deinen alternativen Berufsweg erarbeiten. Vielleicht passt es ja und wir arbeiten schon bald zusammen an deinem Jobglück?
4 Responses
Die Möglichkeit, die Verbeamtung abzulehnen und stattdessen in einem unbefristeten Angestelltenverhältnis zu arbeiten, gibt es natürlich. Dafür habe ich mich entschieden, weil ich bereits in einem anderen Bundesland sowieso nur angestellt war und mir vielleicht auch nach einigen Jahren im Beruf bewusster ist, an was es in diesem Bildungssystem mangelt und dass sich durch die Verbeamtung von Lehrern an diesem System nichts ändern wird. In dem Bundesland, in dem ich jetzt wohne und angestellt bin, musste ich mich erstmal durchfragen, ob das überhaupt möglich ist, nicht verbeamtet zu werden, wenn man doch die Voraussetzungen erfüllt. Ich bin auf Unverständnis gestoßen und schockieren bis hin zu fast aggressiven Nachfragen, warum ich das denn nicht wolle, den Fall hätte man noch nie gehabt. Ich habe mir jetzt angewöhnt, ziemlich selbstbewusst zu sagen, dass ich mir ziemlich sicher bin, dass ich nicht noch knapp 30 Jahre in diesem Beruf arbeiten möchte.
Nachtrag:
Einige Kolleg*innen haben aber wiederum auch gesagt, dass sie es damals hätten so machen sollen. Aber der Reiz des Geldes und der Sicherheit ist natürlich enorm groß und die Hürden, diese nach über 20 Jahren aufzugeben sehr hoch, sodass viele liebe auf die Pension hinarbeiten. So höre ich es häufiger wortwörtlich. Die Frage ist, ob das gesundheitsförderlich ist.
Die Möglichkeit, die Verbeamtung abzulehnen und stattdessen in einem unbefristeten Angestelltenverhältnis zu arbeiten, gibt es natürlich. Dafür habe ich mich entschieden, weil ich bereits in einem anderen Bundesland sowieso nur angestellt war und mir vielleicht auch nach einigen Jahren im Beruf bewusster ist, an was es in diesem Bildungssystem mangelt und dass sich durch die Verbeamtung von Lehrern an diesem System nichts ändern wird. In dem Bundesland, in dem ich jetzt wohne und angestellt bin, musste ich mich erstmal durchfragen, ob das überhaupt möglich ist, nicht verbeamtet zu werden, wenn man doch die Voraussetzungen erfüllt. Ich bin auf Unverständnis gestoßen und schockieren bis hin zu fast aggressiven Nachfragen, warum ich das denn nicht wolle, den Fall hätte man noch nie gehabt. Ich habe mir jetzt angewöhnt, ziemlich selbstbewusst zu sagen, dass ich mir ziemlich sicher bin, dass ich nicht noch knapp 30 Jahre in diesem Beruf arbeiten möchte.
Nachtrag:
Einige Kolleg*innen haben aber wiederum auch gesagt, dass sie es damals hätten so machen sollen. Aber der Reiz des Geldes und der Sicherheit ist natürlich enorm groß und die Hürden, diese nach über 20 Jahren aufzugeben sehr hoch, sodass viele liebe auf die Pension hinarbeiten. So höre ich es häufiger wortwörtlich. Die Frage ist, ob das gesundheitsförderlich ist.
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